Deutschlandticket: Die Inflationsfahrkarte
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Das sogenannte D-Ticket ist seit seiner Erfindung sehr viel schneller teurer geworden als der Bitcoin. |
Von neun auf 49 und weiter über 58 auf 63. Selbst in Zeiten hoher und höchster Inflation ist es der Staat, der wirklich Außergewöhnliches schafft und Rekorde aufstellt, als wäre es nichts. Beim Deutschlandticket aber, der vor zwei Jahren eingeführten Beruhigungspille gegen allzu große Geldentwertungssorgen, übertrafen selbst die routinierten Regierungspolitiker alle Erwartungen. Und sogar die gefürchtete Gangsterwährung Bitcoin.
Besser als der Bitcoin
Deren Preis vervierfachte sich zwischen März 2022 und Dezember 2024 von 25.000 auf knapp 100.000 Euro. Die anfangs verlockend "Neun-Euro-Ticket" genannte Fahrkarte schaffte im gleichen Zeitraum mehr als eine Versechsfachung: Aus neun Euro wurden stolze 58. Eine Preissteigerung um 644 Prozent. Wer im Sommer 2022 10.000 Euro in D-Ticket angelegt hätte, die er heute verkaufen könnte, hätte aus 10.000 rund 65.000 gemacht. Eine Anlage in Bitcoin brachte im gleichen Zeitraum nur 50.000 Euro.
Dagegen sind unbezahlbare Butter, hohe Heizkosten, teurer Strom und die ohnehin nur über sogenannte Zusatzbeiträge gesteigerten - stabilen Krankenkassenbeiträge ein Schnäppchen. Pflegekosten im Heim, das täglich Brot, Konzertkarten und die "erhöhten Preise der Bahn für einige Tickets" (Tagesschau) sehen verglichen mit der sprunghaften Verteuerung des Billigtickets heute noch günstig aus.
Selbst öffentliche Aufwendungen für Brücken, Radwege, Autobahnen und Zukunftszentren aus Elfenbein kosten gemessen am D-Ticket, wie die Inflationsfahrkarte seit ihrem Sprung vom Neun- zum 49-Euro heißt, fast preiswert aus. Das ist mit einer Jahresrate von mehr als 200 Prozent teurer geworden. Venezolanische Verhältnisse.
Ein teures Geschenk
Dass sich die Fußgängerampel zu guter Letzt auf das teure Geschenk an die Bürgerinnen und Bürger hat durchringen können, hat dennoch Begeisterung ausgelöst. Das Neun-Euro-Ticket hatten noch mehr als 50 Millionen Menschen gelegentlich genutzt. Beim exquisiten 49-Euro-Ticket - mehr als fünfeinhalbmal so teuer - waren es noch 20 Millionen oder auch 13, so genau kann das niemand sagen.
Nur, dass mit dem Rückgang der Abonnentenzahlen waren laut einer Studie des Leibniz-Informationszentrums Wirtschaft fast elf Prozent aller Autofahrten auf den ÖPNV verlagert worden waren. Der nächste sanfte Preisanstieg um weitere knapp 20 Prozent hat das Zeug, weitere Studien hervorzubringen, die etwa bestätigen könnten, dass es gut für die Gesellschaft ist, wenn jeweils sieben Nichtnutzer dem achten nicht nur das Pendeln zur Arbeit bezuschussen, sondern auch Ausflugsfahrten kreuz und quer durchs Land.
Die hätten ohne Billigticket oft nicht stattgefunden, werden durch den Preisanstieg aber endlich wieder weitgehend verhindert und dienen so in vielfältiger Weise dem Klima.