Turbanpropaganda: Selbst das Klima zählt nicht mehr
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Von wegen "nur ein Stück Stoff" - ein ordentlicher Turban benötigt gewaltige Stoffmengen und belastet das Klima deutlich mehr als eine gestrickte Pudelmütze. |
Eng eingebunden, eindrucksvoll aus, ein Stück Stoff, "das sich auf kunstvolle Weise windet". Die Hamburger Wochenschrift "Die Zeit" hat eine Eloge auf den Turban verfasst, die Hoffnungen weckt, dass der nahöstliche Kopfputz "diesen Herbst endlich die schlumpfigen Wollmützen ablöst".
Der Turban, heißt es ehrfurchtsvoll, sei "zurück in der Mode", aus der er anderenorts nie verschwunden war. Sogar bei Prada gebe es Mützen für Männer mit einer turbanartigen Stoffumwicklung, "Max Mara" habe "einen Turban für die Dame im Programm" und damit finde endlich Guccis Versuch von vor Jahren, mit blauen Turbanen ein wenig Islamfeeling ins Abendland zu bringen, seine Fortsetzung.
Verstörende Sehnsucht
Eine Sehnsucht, die verstörend wirkt in Zeiten, in denen Nachhaltigkeit, Materialsparsamkeit und Verzicht im Sinne des Klimaschutzes auch bei der Wahl der Bekleidung dominieren sollten. Sogenannte Kapuzenjacken gelten nicht von ungefähr als so akute Bedrohung, dass die EU seit Jahren ein Verbot erwägt: Einer Studie zufolge existieren allein in Europa mehr als fünf Milliarden Jacken mit Kapuzen.
Die Baumwollmenge, die allein für die Kopfbedeckungen, die zu 99,5 Prozent der Zeit nicht benutzt werden, bringt ein Gewicht von zwischen 250.000 und 500.000 Tonnen auf die Waage. Ausgebreitet würde die Stoffmenge fast 1000 Saarländer oder aber 350 Millionen Fußballfelder bedecken.
Populär bei Predigern
Ähnlich problematisch ist der Turban, ein "religiös konnotiertes Kleidungsstück" (Die Zeit), das Religionsstiftern, Imamen und anderen Predigern popularisiert wurde. Im Westen umgibt das aus einer langen Stoffbahn zusammengewickelte Tuch, dem die Träger ihren liebevollen Spitznamen "Wickelköpfe" verdanken, weiterhin eine Aura des Fremden.
Aus Angst vor dem Vorwurf der sogenannten kulturellen Aneignung, aber auch aus Respekt vor den begrenzten Ressourcen, die die Erde bietet, nahmen die Gesellschaften nördlich des Mittelmeeres überwiegen jahrhundertelang Anstand vom Brauch, sich öffentlich ausschließlich mit umwickeltem Kopf zu zeigen.
Dem Turban eine Chance
Ausgerechnet die "Zeit" aber, eigentlich in solchen Dingen ja recht wach und jederzeit alarmbereit - wirft sich nun für das "exotisierende" (Zeit) Stoffstück in die Bresche. Wie Vermeers "Mädchen mit dem Perlenohrring", das als Zitat der "morgenländischen Kultur" einen blauen Turban und ein gelbes Tuch trägt, sollen Fashion Victims ihre bequemen Wollbeanies, ihre Tschapkas und Pudelmützen im Schrank lassen und dem Turban eine Chance geben.
"Das lockende Fremde" könne so eine neue Heimat in den urbanen Zentren Deutschlands und draußen auf dem Land finden und die Erinnerung daran hochhalten, dass der Turban im Mittelalter ein Turban Symbol des Feindes war, heute aber symbolisiert, dass alles eins ist, Freund, Feind und Geliebter und Geliebte.
Mangelnder Respekt
Problematisch daran ist weniger die Aneignungsfunktion, die von mangelndem Respekt einem in bestimmten Landstrichen als heilig betrachteten Accessoire erzählt. Sondern der drohende erhöhte Ressourcenverbrauch, den eine Turbanwende samt Mützenausstieg und deutschlandweiter Tuchtransformation mit sich bringen würde. So wiegt eine Branded Knitted Beanie Mütze nach Herstellerangaben ganze 50 Gramm, ein Turban kann je nach Länge und Breite des verwendeten Stoffstreifens auf das drei- bis 70-fache kommen.
Denn klar ist: Für Turbane werden in aller Regel verschwenderisch große Stoffmenge verwendet. Ein Meter mal ein Meter gelten als vollkommen normal, drei Meter mal 80 Zentimeter als nicht besonders groß, auch vier mal ein Meter sind häufig anzutreffen. Der Turban bedeckt dennoch nur einen relativ kleinen Bereich des Körpers, allerdings so dick, dass die ARD schon vor vielen Jahren besorgt fragte "Wie heiß wird's unterm Turban".
Hitze und Hass
Eine berechtigte, aber auch besorgte Frage, hat die Wissenschaft hat den Zusammenhang zwischen Hitze und Gewalt doch längst eindeutig nachgewiesen.Untersuchungen wiesen einen Verlust bis zu 40 IQ-Punkten durch Hitze nach, Der jungen Mathematikerin Annika Stechemesser gelang es sogar, durch die Analyse von mehr als vier Millionen Hass- und Hetznachrichten beim damaligen Hassportal Twitter einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen steigenden Temperaturen und einer wachsenden Zahl von wütenden und häufig regierungsfeindlichen Notaten zu belegen. Unter Turbanen ist es zwar nur heiß, wenn es warm ist. Aber da Mützen den Wärmeverlust am Kopf verhindern, verhindern Turbane ihn auch.
Klimaschädliches Kleidungsstück
Der aktuelle Versuch, das für weniger resiliente Gruppen potenziell gefährliche, in dem Fall aber äußerst klimaschädliche Kleidungsstück zu popularisieren, spricht so weniger für verantwortungsvollen Verzichtsjournalismus, sondern mehr für eine gedankenlose Verleitung vieler Menschen zu einer Modeerscheinung, die schnellstens weltweit gebannt gehört.
Aus dem Material eines einzigen Turbans lassen sich bis zu 16 gewöhnliche Wintermützen machen - die Turbanpropaganda in der "Zeit", die darauf mit keinem Wort eingeht, verstört umso mehr, als auf das Blatt normalerweise Verlass ist, wenn um Maßnahmen zum Stopp des vorindustriellen Zeitalter bei 1,2 Grad Celsius oder Hinweise auf eine aufmerksamkeitssensible Wahrnehmungsgeschichte der Klimakrise als täglich Warnung im Alltag geht.
Doch der Rechtsruck zeigt auch hier Spuren: Wenn es um Mode geht, den letzten Großstadtchic und neue Absatzmärkte für die großen Turbanhersteller, zählen Klimagesichtspunkte nicht mehr.
Huhu, ich weiß, dass du nicht antwortest, dennoch möchte ich zu deiner gutgelungenen Satire ein bisschen was anmerken :)
Nun. Wir kennen das System: Es nutzt das, was gerade da ist (also im Äther herum schwirrt) und verdreht es so erschreckend, dass sich eine Seite der politischen Agenda (links oder rechts) sich getriggert fühlt um sich gegenseitig hoch zu schaukeln.
Ich möchte nun mal aus meiner Sicht mitteilen, was ich über die ganze Thematik denke.
Kopftuch oder Kopfbedeckung oder sonstiges auf dem Kronen-Chakra (wo dein Bewusstsein sich zeigt) zu tragen, ist keineswegs religiös.
Religion ist sowieso nur ein Konstrukt um Menschen zu versklaven. Und in jeder Religion steckt ein wenig Wahrheit, was die Menschen fühlen und sich dann komplett der Religion hingeben, weil sie dann DENKEN, dass alles dann stimmen müsse. Irgendwo hat alles einen Ursprung. Dies muss dann doch wiederum jeder für sich selbst er-GRÜNDEN (Grund).
Nun, ob die Theorie der Chakren so stimmt, weiß ich nicht. Dennoch habe ich es für MICH ausprobiert und ich gehe NUR NOCH mit Kopfbedeckung hinaus. Das ist je nach Anlass mal eine Cap, eine Mütze, ein wirklich edles Tuch, wie auch immer. Ich merke einen erheblichen Unterschied in Bezug auf meinen Fokus der Aufmerksamkeit und ob und wie ich von anderen Menschen wahrgenommen werde. Das ist nun mal die Magie der Kleidung, die man auch gerne nutzen kann um ohne Worte etwas rüber zu bringen. Und dies sieht man in vielen Kulturen, dass Mägde sich anders gekleidet haben als verheiratete Frauen. In manchen Kulturen waren auch die Weiber freizügig und NUR die Männer haben sich bedeckt. Diese Kulturen sind allerdings größtenteils ausgestorben und wir haben nur noch einen kleinen Überbleibsel davon.
Dahingehend habe ich auch großes Verständnis für Skepsis, da dies davon zeugt, dass derjenige zumindest nicht alles ohne zu Hinterfragen einfach annimmt.
Nun, zur Verschwendung der Ressourcen nur eine kleine Anmerkung: Ich sehe auch, dass unser System (ob wir es nun nationalsozialistisch (heute auch gerne kapitalistisch genannt) oder Kommunistisch bezeichnen, ist mal dahingestellt) die Erde ausraubt und Ressourcen nimmt, die gar nicht für den Menschen vorgesehen ist und das auf so eine übertriebene Art und Weise, dass es sogar ein Kataklysmus PROVOZIERT. Dabei hatten wir es doch schon vor kurzem sogar und damit meine ich keineswegs die Weltkriege (während die Definition für Weltkrieg außerdem auch nicht stimmt, da damals nicht jedes Land mit gekämpft hat ^^).
Kurz zu mir: Ich benutze alten Stoff, zumeist Leinen, und gebe es neues Leben. Ich kaufe NUR Secondhand, abgesehen davon dass es viel besonderer ist als die Einheits-Sklaven-Kleidung.
Na dann. Viel-leicht kommt ja auch mal was von dir ;) Oder musst du auch aus deiner Höhle provoziert werden?
Beste Grüße